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.Aber der Sprung war ge-lungen, ohne Verstauchung, ohne Verletzung, ihr konn-tet den Hügel hinunterrasen auf die Straße; das einzi-ge Hindernis war ein Schäfer mit seiner Herde und ei-nem Hund, auf halbem Weg.»Vorwärts !« Morakis warder erste.Tief gebückt lief er wie ein Hase, während duab und zu stehenbleiben und Atem schöpfen mußtest,und der Hund hatte dich bemerkt.Er bellte und bellte.Er bellte immer weiter, bis du, keuchend und verdreckt,an die Straße kamst.Und nun mußtet ihr nach Athengelangen.Meist gelingt einem Gefangenen der Ausbruch mitdem Beistand von außen, zum Beispiel einer Person, die146mit dem Auto wartet und ihm zu weiterer Flucht hilft.Aber dein Mißtrauen und die Vorliebe für gewagtes Spielhatten diese Möglichkeit von vornherein ausgeschlos-sen, und du hattest Morakis verboten, fremde Hilfe zusuchen.Niemand sollte wissen, daß du mit ihm zusam-men fliehen würdest.Alles sollte dem Schicksal und dei-ner Initiative überlassen bleiben, so daß sich jetzt auf derStraße keine Menschenseele befand.»Und jetzt ?« frag-te Morakis.»Jetzt nehmen wir den Omnibus.« »DenOmnibus ?« »Ja, den Omnibus: wie es zwei Korpora-le machen, die Ausgang haben.« Der Omnibus nähertesich bereits, du stiegst zusammen mit Morakis ein, undes dauerte nicht lange, bis zu merktest, daß das ein gro-ßer Fehler war: mit einer so zerrissenen und verdrecktenUniform saht ihr nach allem anderen aus als nach zweiKorporalen auf Ausgang.Der Fahrkartenbeamte schauteeuch überrascht an: »Eine Rauferei ?« »Ja, so ist es.EinSchuft hat es gewagt, die Armee zu beleidigen.« »Fahrtihr in die Stadt ?« »Nein, wir steigen an der nächstenHaltestelle aus.« Und ihr stiegt aus.Morakis erschien im-mer mehr beunruhigt.»Und jetzt ?« »Jetzt nehmen wirein Taxi.« Auch ein Taxi kam daher.Es nahm euch eini-ge Kilometer mit, weil es nur für die Zone Boiati zustän-dig war.Dann wart ihr wieder auf eure Beine angewiesenund von nichts anderem geschützt als von der Dunkel-heit.»Und jetzt ?« »Jetzt zieh ich die Uniform aus.« Duverstecktest dich hinter einem Baum, nahmst deine Klei-der aus Morakis Tasche und zogst dich mit einem Seuf-zer der Erleichterung um: nun würde man die Spur vonzwei uniformierten Korporalen verlieren.»Und jetzt ?« 147»Jetzt suchen wir uns ein neues Taxi, und dann noch ei-nes, bis wir in Athen sind.« Das dritte Taxi brachte euchum Mitternacht in die Stadt.Da erst zeigte sich die gan-ze Hinfälligkeit eines Planes, der dem Zufall überlassenwar: wo sich verstecken ? Während der Vorbereitungenhatte Morakis dich mehrmals gefragt: »Und wo willstdu danach hingehen ? Ich kann mich bei einem Mäd-chen oder bei Verwandten verstecken, aber du ? DeineFamilie wird überwacht, und deine Genossen sind ein-gesperrt.Wie willst du da durchkommen ?« Und du hat-test immer geantwortet: »Mach dir keine Sorgen, tausendHäuser stehen mir offen.« Wessen Häuser ? Die Häuserderjenigen, die immer erst aufwachen, wenn die Gefahrvorüber, wenn die Freiheit wieder eingekehrt ist, dieje-nigen der Schwätzer also, der Feiglinge, die bei der er-sten Prüfung sich auflösen wie Wachs im Feuer ? Einigeöffneten dir nicht einmal die Tür.»Wer ist da ?« »Ichbin es, Alekos, ich bin entflohen, mach mir auf !« »Geh,du machst Spaß, geh lieber !« Andere legten, kaum daßsie dich draußen stehen sahen, in panischem Schreckendie Kette vor.»Ich kann nicht, es ist zu gefährlich, ichkann nicht.« Sogar ein Mädchen, das behauptete, dichzu lieben, scheuchte dich weg wie einen leprakrankenBettler: »Geh weiter, sofort ! Du wirst doch nicht wollen,daß ich deinetwegen bei der ESA lande !« Um drei Uhrmorgens streiftet ihr immer noch von einem Stadtviertelzum anderen, und Morakis sagte verzweifelt: »Was ma-chen wir nun ? Wo kann ich dich denn unterbringen ?«Du warst erschöpft vom vielen Gehen, das dir die Beinelähmte, schlepptest dich weiter und murmeltest: »Ich bin148nicht mehr daran gewöhnt, ich muß rasten, ich muß ra-sten.« Endlich entdecktet ihr eine Abbruchruine.»Undwenn wir hier rasten würden ?« »Einverstanden«, ant-wortete Morakis.Ihr schlieft sofort ein, nebeneinanderausgestreckt wie zwei Kinder, und beim Morgengrauenwurdet ihr von einem Geschrei geweckt: »Ihr schwulenKerls ! Man macht keine solchen Schweinereien auf ei-ner Baustelle, verstanden ? Polizei ! Polizei !« Kaum, daßeuch die Zeit blieb, aufzustehen und fortzurennen, ver-folgt von einer drohenden Arbeitergruppe.Als ihr umdie Ecke wart, bliebst du stehen: »Wir müssen uns schnellentscheiden, schnell !« »Ich kann dich nicht alleinlas-sen, Alekos, ich kann nicht !« »Aber ja doch ! Geh los,sag ich, geh !« »Aber du, wo wirst du denn hingehen ?« »Ich weiß nicht, mach dir keine Sorgen, hau ab !« DieArbeiter kamen näher: »Polizei, nehmt sie fest, Polizei !«Morakis lief los, und es blieb nicht einmal die Zeit, umihm Lebewohl zu sagen und Dank, auf Wiedersehen.So standest du also allein in der erwachenden Stadt.Ausgesetzt dem Sonnenlicht, mit deinem Gesicht, dassechs Monate vorher auf allen Zeitungen abgebildet ge-wesen war, mit dem Schnurrbart, der dich selbst in einemLand mit schnurrbärtigen Männern kenntlich machte:wenn du wenigstens daran gedacht hättest, ihn zu stut-zen ! »Trägt eine dunkle Hose, ein hellblaues T-Shirt undSchnurrbart«, würde in den Suchmeldungen stehen.Jetzt,um sieben Uhr morgens, hatten sie zweifellos die Fluchtentdeckt, und die Suchtelegramme waren bereits über-mittelt: du konntest also nicht im Traum daran denken,ein Taxi zu nehmen.Noch weniger einen Omnibus.Auf149den Straßen weiterzugehen, ob sie nun menschenleer wa-ren oder nicht, war ebenso ausgeschlossen.Du mußtestsofort, und zwar noch in diesem Stadtviertel, eine Lö-sung finden.Welches Stadtviertel war es eigentlich ? Ah,richtig: Kipseli.Wer wohnte in Kipseli ? Patitsas ! Deme-trios Patitsas ! Daß dir das nicht gleich gestern abend ein-gefallen war ! Demetrios war ein entfernter Verwandter,ein Vetter zweiten Grades, und er hatte Verbindungenzum Widerstand gehabt: Teofilojannacos wollte von dirdie Bestätigung während des Verhörs herauspressen, mitHilfe der Bastonade
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